Endlich in Amerika
Bei der Air Cargo Seoul versucht Manni, sein Auto aus dem Container zu bekommen. Hier arbeiten in mehreren Schichten ca. 8000 überwiegend junge Leute, darunter aber nicht eine einzige Frau. Wie die Ameisen beladen sie jeden Tag bis zu 80 Großraum-Frachtflugzeuge mit Elektronik. An 180 Laderampen werden täglich schätzungsweise 3500 LKWs umgeschlagen. Kein Wunder also, daß "Difty" zwischen diesen Riesen wie ein Ufo auf die Arbeiter wirkt und dementsprechend bestaunt wird. Die Russen haben beim Stauen ganze Arbeit geleistet. Es dauert drei Stunden bis der Wagen unter großem "Hallo" endlich in die Halle rollt. Manni hat einen Spezialausweis, der ihm erlaubt, sein Auto durch die Versandhalle auf die Flugzeugpalette zu fahren, natürlich nicht ohne vorher die flugtechnischen Sicherheitsvorkehrungen getroffen zu haben. Dazu gehört das Entfernen der Batterie, das Absaugen des Benzins und die Ölkontrolle. Manni muß selbst mit Hand anlegen und die Bremsleitungen sichern. Nach sieben Stunden ist alles wie die Vorschriften es verlangen. "Difty" wird in die Maschine nach Los Angeles verladen und die Männer gönnen sich noch drei Stunden Schlaf im Hotel, bevor sie sich um 19:15 Uhr in den planmäßigen Flieger nach San Francisco setzen. Ob nun im Heißluftballon, im Flugzeug oder per Schiff, auf dem Wasser schwimmen können die "Ente" und ihre Insassen nun mal nicht. Auf dem Luftweg nach San Francisco überfliegen sie die Datumsgrenze und landen bei angenehmen 25° im Land der "unbegrenzten" Möglichkeiten. Mit einem Leihwagen fahren die Beiden über 400 Meilen in neun Stunden über die kurvenreiche Küstenstraße bei Nacht nach Los Angeles. Wieder erinnert sich Manni an einen Laden, in dem er während seiner ersten Weltreise von 1969-71 und von 1981-83 gearbeitet hat, das "Alpine Carpet One". Auf dem Parkplatz vor dem Geschäft fallen die Abenteurer sofort in einen traumlosen Tiefschlaf. Der Eigentümer ist natürlich völlig überrascht, als er am nächsten Morgen das Duo schlafend im Auto findet. Er weiß von nichts, Manni und Matterhorn haben sich nicht angemeldet, aber er erkennt Manni sofort wieder. Duschen, waschen, Wäsche wechseln und dann, nach einem kräftigen Frühstück, machen sie sich sofort auf den Weg zum L.A. Flughafen, um "Difty" in Empfang zu nehmen. Was von ihnen in Rußland als lästige und ewig dauernde Bürokratie empfunden wird, hier wird sie bei weitem übertroffen. Am 26.07. ist der Wagen in Los Angeles angekommen, zu Gesicht bekommen haben sie ihn noch nicht. Und ohne Zollverbindungsmann kommen die Beiden gar nicht auf das Gelände der Air Cargo. Wenn Manni und sein Beifahrer in Asien noch einen gewissen Druck auf die Offiziellen anwenden können, hier wirkt sich das sofort negativ aus. In Amerika heißt das Zauberwort Geduld und vor allem aber Beziehungen. Inzwischen ist es schon Mittwoch, 28.07., 14:00 Uhr (05:00 Uhr MEZ) da erhalten die Bremerhavener die niederschmetternde Nachricht, daß der amerikanische Zoll unbedingt die genaue Anschrift des Herstellerwerkes von "Difty" aus Frankreich benötigt. Darauf sind Manni und Matterhorn nicht vorbereitet. Woher sollen sie die bekommen? Wieder muß das "Around The World" Team in Bremerhaven Hilfestellung leisten. Es ist aber noch Nacht in Deutschland, und ehe sie die Anschrift von der freundlichen Frau Vollers bei Citroen Fischer hier in der Seestadt haben, ist der Zoll nicht mehr erreichbar. Es ist zum Verzweifeln. Matterhorn am Donnerstag, 29.07. per Telefon aus Amerika:" Wenn wir in Rußland ähnlich Probleme hatten, dann haben wir so lange gesungen, bis sie uns endlich ziehen ließen. Hier ist das leider überhaupt nicht möglich. Hier ist alles wieder ganz anders. Wir kommen nicht einen Schritt voran und haben "Difty" noch nicht einmal gesehen."
gbm...02.08.99