Tortur im zweiten Gang
Ohne schwere Zwischenfälle können die beiden Weltreisenden mit ihrer „Ente“ Richtung russische Ostgrenze rollen. Jetzt lautet das nächste Ziel Japan. Die ersten Tage nach dem Überqueren der russischen Grenze beschert ihnen strahlend blauen Himmel und sengende Sonne. Teilweise ist es so heiß, daß sie durch flüssigen Asphalt fahren müssen. Dann aber kommt der Regen und mit ihm die Kälte.
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Schlechte Wegstrecke Schlaglöcher mit Wasser und Schlamm lassen ein Weiterkommen zur Tortur werden, ganz besonders für den Wagen. Manchmal muß Manni sein ganzes Können aufbringen und die gesamte Straßenbreite nutzen, um allen Hindernissen auszuweichen. Dann passiert es schon mal, daß er 200 Kilometer lang nicht aus dem zweiten Gang kommt. „Ich erlebe die erste Tour ein zweites Mal weil ich bei diesen Straßenverhältnissen an Afrika, Pakistan oder Thailand denke. Meine Erfahrung kommt mir jetzt zugute“, berichtet er dem „Around The World“ - Büro in der Seestadt Bremerhaven. Auf manchen Strecken gibt es keine Toiletten, keine Tankstelle und schon gar kein Hotel.
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Bauernmarkt Der 2 CV hat Frontantrieb, deshalb haben die vorderen Reifen kaum noch Profil, aber sie halten noch. An Zima, ca. 70 km vor Irkutsk, wo sie eigentlich übernachten wollen, fahren sie vorbei. Die Zeit, die sie durch die Reparatur verloren haben, muß aufgeholt werden. Irgendwo am Straßenrand steht ein Russe, den sie nur nach dem Weg fragen wollen. Er schenkt ihnen zwei Laiber Brot. Ein traumhafter Sonnenuntergang begleitet die beiden bis zu einer Kaffeestation. Inzwischen sind sie sich einig, daß sie im Auto übernachten wollen. Ein Platz draußen auf der Veranda ist schnell gefunden, die Bestellung gerade aufgegeben, da fällt ihnen um ein Haar ein leicht angetrunkener Einheimischer in die Arme, der sich als Polizist ausgibt. Er sieht die „Ente“ und sofort kommen die Männer in´s Gespräch. Bei den Umständen kommt allerdings wenig Verständigung zustande. Der Polizist weiß etwas, das verlangt nicht nach Worten, allerdings nach einem Zeremoniell. Er lädt Manni und „Matterhorn“ zu einem Wodka ein, und sie müssen sich diesem Ritual unterziehen: Ringfinger der rechten Hand in den Wodka tauchen und zweimal auf den Tisch tippen, etwas Wodka auf den Boden schütten und dann ex und hopp. Manni spuckt seinen Drink heimlich in den Kaffee, Co-Pilot „Matterhorn“ genießt.
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Kaffestation Inzwischen sind die beiden Abenteurer nach einer Reise von 7.800 km durch Sibirien in Irkutsk eingetroffen, Kilometerstand: 32 887. „Ich bin glücklich, dabeisein zu dürfen“, erzählt „Matterhorn“, „ solch eine Tour kann man nur mit Manni machen. Morgen fahren wir nach Chita. Dort steigen wir in die Transsibirische Eisenbahn und rollen Richtung Khabarovsk und dann nach Wladiwostock. Von dort aus geht es weiter nach Japan.“