Trotz erster Panne gelungener Start
Manni Müller´s 2. Weltreise
Heftige Böen rüttelten und schüttelten an dem Garderobenständer mit den "Around The World in 80 Days" T-Shirts, und die Sonne schickte nur in kurzen Intervallen ihre wärmenden Strahlen auf die beiden Weltreisenden und die Besucher des Bürgerbummels. Trotzdem war die Stimmung hervorragend. Manni sang stimmungsvolle Lieder, aus seinem vielfältigen und schier unerschöpflichen Repertoire, wie immer mit Inbrunst, begleitet von Otto Braune am Keyboard, und viele kamen, um ihn zu hören. Ergreifende Szenen spielten sich in den Pausen ab, wenn Freunde und Bekannte zu den Abenteurern kamen, um ihnen alles Gute für die Reise zu wünschen, und um eventuell einen kleinen Beitrag in die Globus-Spardose zu werfen.Der Globus wurde für eine Benzin Spende aufgestellt, DM 1.- für fünf gefahrene Kilometer. Am Ende waren DM 478.- in Pfennigen und Scheinen gesammelt, exakt für 2.393 Km und 850 Meter. Und Punkt 17:00 Uhr war es dann so weit. Bürgermeister Niederquell stand direkt neben "Difty", umgeben von einer unüberschaubaren Menschenmenge, und startete per Funkmikro- fon den Countdown fast unisono mit allen Anwesenden. "Difty" rollte unter Applaus und Bravo Rufen von der Rampe, bahnte sich mühevoll einen Weg durch die Massen, dicht gefolgt von einer "Enten"-Eskorte und mehreren Heinkel -Rollern. Ein unter die Haut gehendes Schauspiel. Kaum sind die Fahrzeuge außer Sichtweite, bemerkt Mannis guter Geist und bessere Hälfte Andrea voll Entsetzen, daß die beiden Männer in der allgemeinen Aufregung das "Scrap-Book" auf der Bühne vergessen haben. Laut Manni ein immens wichtiges Utensiel mit Fotos und Zeitungsausschnitten der ersten Weltreise, das ihn schon häufig aus schwierigen Situationen gerettet hat, z.B. durch vorzeigen an Grenzen und bei Übernachtungsmöglichkeiten. Da das 1963er Gefährt jedoch in einem moderaten Tempo unterwegs ist, kann das Buch in Schwanewede noch übergeben werden. Vier Stunden später und ca. 140 km vor Berlin übernachten die beiden im Auto und fahren am nächsten Morgen um vier Uhr über die polnische Grenze. Alles im Lot, alles in der Zeit. Plötzlich, irgendwo auf der Strecke kurz vor Warschau, springt ihnen ein Mann vor den Wagen und wedelt heftig mit einer Zeitschrift herum und zeigt immer wieder auf das Bild mit Manni, Karl-Heinz und "Difty". Die Zeit ist den beiden vorausgeeilt. Überall werden sie begeistert empfangen, und der 2 CV läuft und läuft. Selbst "Matterhorn", alias Karl-Heinz Brümmer, ein eingefleischter Mercedes Junkie, ist jetzt felsenfest davon überzeugt ist, daß der Wagen hält. Am Dienstag ( 01.06.) überschreiten die drei die Grenze nach Weißrußland, übernachten wiederum im Auto weil das gebuchte Hotel keine Garage hat. Jedes unnötige Risiko vermeiden lautet die Devise. Am Mittwoch sind sie bereits auf dem Weg nach Smolensk und haben erst DM 35.- ausgegeben, inklusive eines Tickets der russischen Verkehrspolizei, das sie erhalten wegen Geschwindigkeitsüberschreitung. Kaum zu glauben aber wahr, allerdings hat Manni es geschafft, den Preis ein wenig herunterzuhandeln. Genau bis hierher reicht das gespendete Geld der Seestädter aus dem "Sparglobus". Wo sie auch hinkommen freut man sich über die Aufschrift "Friede und Freundschaft für alle Völker der Welt" in russischer Sprache, die unter der Windschutzscheibe angebracht ist. Immer wenn sie angehalten werden steigt der Adrenalinpegel, aber völlig unberechtigt. Die Menschen wollen ihnen nur freundliche Worte sagen, und freuen sich ganz besonders über Mannis Volkshochschul-Russisch und alles was er von seiner Mieterin Frau Ganiew noch kurz vor der Abreise gelernt hat. Es läuft bis jetzt also alles bestens. Die Reisenden sind gut drauf, das Wetter ist toll und die selbst gewaschenen Socken trocknen hinten am Wagen während der Fahrt.
gbm, 02.06.99