Verschollen vor Ufa?
Was sich wie ein Szenario anhört, was man gut hätte planen können, um die Weltreise der beiden Bremerhavener Manfred Müller und Karl-Heinz Brümmer noch interessanter und spannender für die Medien zu machen, ist jetzt wirklich passiert. Sie sind nicht aufzufinden. Am Samstag verlassen die beiden Moskau in Richtung Omsk. Das "Around The World" Team versucht, täglich Kontakt zu den beiden herzustellen, oder umgekehrt, einer der Männer in dem 2 CV ruft per Handy oder vom Hotel aus über ein internationales Münzsprechgerät in Bremerhaven an. Doch seit Samstag ( 05.06.) kein Lebenszeichen. Das Team weiß, wenn Manni und "Matterhorn" einigermaßen gut vorankommen, müssen sie in der Gegend um Ufa sein, etwas mehr als 1.000 km hinter Moskau in Richtung Omsk. Alles ist möglich, aber zuerst geht man davon aus, daß die Hotels auf diesem Teil der Strecke keine Münztelefone haben, und daß die beiden ihr Handy wegen eines Funklochs nicht nutzen können, also auch nicht zu erreichen sind. Es muß also etwas geschehen! Das Team versucht, über das Internet die Telefonnummern der Hotels in Ufa herauszubekom-men. Doch in keinem der sechs Hotels sind die beiden gesichtet worden, also, schon gar nicht haben sie dort übernachtet. Das Team setzt sich mit dem russischen Fernsehen in Verbindung, und von dort aus sichert man zu, daß eine Suchmeldung durchgeben werden soll mit der Bitte an die beiden, sich in irgendeiner Form zu melden. Die lokalen Radiosender in der Gegend unterstützen dieses Vorhaben, informieren sogar die Polizei, daß auch die nach den Abenteurern Ausschau halten. Ferner hat man vom Bremerhavener Büro aus mit einem sehr freundlichen und entgegenkom- menden Herrn der Moskauer Presse Verbindung aufgenommen. Ursprünglich, um der russischen Bevölkerung die erste Weltreise Manni Müllers nahe zu bringen. Inzwischen hat sich dieser Journalist als sehr hilfreiche Stütze erwiesen. Allerdings ist auch er im Moment ratlos. Wo mögen die beiden bloß stecken?
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Dann, am Donnerstagmorgen um 10:15 Uhr, der erlösende Anruf. Alles in Ordnung, alle gesund, lediglich "Difty" sind die Straßenverhältnisse auf den Magen geschlagen, besser gesagt, auf die Schwingarme. Jeder weiß, eine "Ente" hat Schwingarme, keine Achsen, und diese Arme sind mit Bolzen befestigt, und einer dieser Bolzen bricht ab, und das nach 4.500 gefahrenen Kilometern. Manni ist versiert genug, den Wagen heil zum Stehen zu bringen. Zur Zeit des Anrufs befinden sich die drei in Kurgon, ca. 450 km vor Omsk, einem der größeren Orte wo auch die telefonische Verbindung wieder klappen sollte. Zwischenzeitlich war das Handy aber wegen Sendeschwierigkeiten eh ausgeschaltet. Was dann kommt zeigt ein völlig anderes Bild als das was man aus dem Fernsehen kennt. Keine Spur von düsteren KGB-Gesichtern, nur freundliche und hilfsbereite Menschen um das beschädigte Fahrzeug, und ganz weit vorn die Polizei. Mit ihrer Hilfe wird "Difty" zu einer der größten russischen Maschinenfabriken transportiert und von einem zehnköpfigen Team repariert. So etwas gibt es wohl sonst nur bei Michael Schumacher in seiner Ferrari-Box. Der eine bockt den Wagen auf, ein anderer schraubt ab, der nächste dreht neue Bolzen, und jeder tut es in dem Bewußtsein, daß der Zeitplan eingehalten werden muß. Damit nicht genug, zum Schluß gibt es noch einen vollen Tank, und alles kostenlos. Am Freitag erreichen sie Omsk. Nächstes Ziel ist Nowosibirsk. Manni möchte, daß "Matterhorn" ebenfalls seine russischen Kenntnisse aufbessert. Im Moment allerdings redet der noch mit Händen und Füßen. Man mag sich vorstellen wie das aussieht wenn er dem Ober im Hotel erklären will, daß er seine Spiegeleier gern von beiden Seiten gebraten haben möchte.
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gbm, 11.06.99